Vorbehandlungsfilter
Ein gutes Verständnis der Grundlagen der Bildverarbeitung ermöglicht es den Anwendern, optimale Bilder zu erzeugen. Durch die Anwendung von Vorbehandlungsfiltern können Bildkontrollen auf der Basis bestmöglicher Bilder (korrekter Fokus, guter Kontrast) durchgeführt werden. Der Einsatz von Vorbehandlungsfiltern vor der Durchführung der Fehlererkennung, von Längenmessungen und anderen Überprüfungen erhöht die Leistungsfähigkeit der Qualitätskontrolle deutlich. Die Auswahl des optimalen Vorbehandlungsfilters wird auf den folgenden Seiten näher beschrieben.
Grundlegende Arten von Vorbehandlungsfiltern
Im Folgenden werden vier verschiedene Vorbehandlungsfilter beschrieben. Jeder Filter arbeitet bei der Durchführung der Vorbehandlungsberechnungen sowie bei der Bildverarbeitung auf der Grundlage des 3x3-Pixel-Prinzips.
Expansionsfilter
Die höchste Dichte (hellster Wert) der neun Pixel wird ermittelt und das mittlere Pixel wird dann an den Wert mit der höchsten Dichte angepasst.
Schrumpfungsfilter
Der niedrigste Dichtewert (dunkelster Wert) aller neun Pixel wird eruiert und das mittlere Pixel wird an diesen Wert angepasst. Dunkle Pixel werden daher betont, wodurch eine stabilere Defekterkennung möglich wird.
Mittelwertbildungsfilter
Der Mittelwert aller neun Pixel wird berechnet (2+5+9+4+3+3+0+1+2 / 9 = 3,22 dann aufgerundet auf 1/100) und das mittlere Pixel wird an den Mittelwert angepasst. Dieser Vorgang stabilisiert das Bild und reduziert Bildrauschen, wodurch allerdings verschwommene Bereiche im Bild entstehen können.
Medianfilter
Die Dichte des mittleren Pixels wird an das fünfte Element in der Dichtereihenfolge angepasst. Dies ermöglicht eine stabilere Rauschreduktion.
Hinweis
Bei der Bildverarbeitung kommt es darauf an, klare Bilder zu erzeugen, die ein exaktes Abbild dessen darstellen, was das menschliche Auge wahrnimmt. In manchen Fällen können aber Aufbereitungsfunktionen (vergrößern, verkleinern) oder ein Aufweichen des Bildes, um Rauschkomponenten auszublenden (Mittelwert, Median), zu geeigneteren Prüfergebnissen als die naturgetreue Wiedergabe führen.
Bei der Bildaufbereitung sollten die folgenden Aufbereitungsmethoden auf alle Pixel angewendet werden.
Kantenextraktionen und Kantenverstärkungsfilter
Im Folgenden werden verschiedene Vorbehandlungsfilter, wie z.B. die Kantenextraktion oder die Kantenverstärkung, dazu verwendet, um gewünschte Eigenschaften innerhalb eines Bildes zu betonen. Kantenfilter können für viele Zwecke eingesetzt werden. Für die Auswahl des jeweils richtigen Filters benötigt man ein gutes Wissen über die Wirkungsweise der Filter. Im Folgenden wird die Verwendung von Sobel und Prewitt sowie die Extraktion von Kanten in der X- und Y-Richtung beschrieben.
Sobel und Prewitt
Sobel und Prewitt sind Kantenextraktionsprozesse, mit denen die Kanten in der X- und Y-Richtung separat extrahiert werden. Anschließend werden die Ergebnisse miteinander kombiniert. Nach der Multiplikation mit einem festgelegten Koeffizienten wird dem mittleren Pixel dann ein entsprechender Dichtewert zugewiesen.
Sobel
Prewitt
Überblick über die Kantenextraktionsreihen
| Differential | Horizontale Richtung | Vertikale Richtung | Diagonale Richtung | Sonstige |
---|---|---|---|---|---|
Prewitt | Erstes Differential | ○ | ○ | △ | |
Sobel | Zweites Differential | ◎ | ◎ | ○ | |
Roberts | Erstes Differential | △ | △ | ○ | |
Laplacian | Zweites Differential | △ | △ | △ | Hängt nicht von der Richtung ab |
◎○△Diese Symbole verdeutlichen die Stärke.
Bei hoher Intensität können Abweichungen, die als Rauschen ignoriert werden sollen, auch extrahiert werden.
Richtungsspezifischer Kantenextraktionsfilter
Die Kantenextraktion in der X- und Y-Richtung mit Hilfe des Sobel-Algorithmus wird durch die Beschränkungen der Defektlänge in vertikaler und horizontaler Richtung unterstützt.
Unterschiede zwischen Kantenextraktionsfilter und Kantenverstärkungsfilter
Die Kantenverstärkung dient dazu, verschwommene Bilder schärfer und deutlicher zu machen. Sie unterscheidet sich vom Kantenextraktionsfilter dadurch, dass sie die Konzentration des mittleren Pixels betont, indem das kombinierte Ergebnis der neun Pixel auf Null und Eins angepasst wird. Wenn bei der Kantenextraktion alle neun Pixel denselben Wert besitzen, ergibt sich daraus eine Dichte von 0. Die Dichte des mittleren Pixels wird jedoch verstärkt und bleibt daher erhalten.
Hinweis
Das Kantenverstärkungsfilter verarbeitet die Konzentration des mittleren Pixels gemäß des 3x3-Pixel-Prinzips nach oben und unten (X-Richtung) sowie rechts und links (Y-Richtung) und ersetzt diese. Davor muss noch angegeben werden, welche Art von Rauschen vorhanden ist und in welche Richtung die Verstärkung erfolgen soll. Beachten Sie jedoch, dass sich das mittlere Pixel des Rauschelements verstärkt, obwohl der Kantenverstärkungsfilter gleichförmig arbeitet.
Beispielanwendungen für den Einsatz der Filter
Das Bildverarbeitungssystem CV-3000 kann einen Bereich wiederholt mit zwei oder mehreren Vorbehandlungsfiltern überprüfen. Wenn der Anwender über die Funktionsweise der einzelnen Filter Bescheid weiß, kann damit ein optimales Bild erzeugt werden.
Beispiel 1: Umrissglättung mittels Expandieren(X) + Schrumpfen(Y)
Die Filter “Expandieren” und “Schrumpfen” werden gleichzeitig angewendet. Damit lassen sich unebene Konturen und Grate beseitigen, um für die Qualitätsüberprüfung eine glatte Oberfläche zu erzielen.
Vorher
Nachher
Beispiel 2: Mikroskopisch kleine Defekte hervorheben mittels Sobel + Binär + Expansion
Sobel + Binär + Vergrößerung (Fleckenerkennung)
Zuerst extrahiert das Sobel-Filter die Kanten des Defekts. Anschließend wird mittels Binärisierung ein Schwarz-/Weiß-Bild erzeugt, wobei die weißen Pixel durch das Expansionsfilter verstärkt werden. Dadurch wird der kleine Defekt noch deutlicher sichtbar.
Vor Anwendung der Filter
Sobel
Binärisierung+Expansion
Beispiel 3: Glätten von Rauschkomponenten mittels Mittelwertbildung und Median
Mit dieser Technik können Messungen im Zusammenhang mit der Kantenerkennung wirkungsvoll stabilisert werden. Der Mittelwertfilter macht verschwommene Bildbereiche wieder scharf und klar. Hingegen der Medianfilter den Rauschanteil präzise stabilisiert.
Vor Anwendung der Filter
Nach dem Filtern
Typische Wiederholgenauigkeit bei instabiler Kantenerkennung
Ohne Filter | 6,27 Pixel |
---|---|
Mittelwertbildung + Median | 0,3 PixelStabilisiert |
Bildaufbereitungsfilter im Überblick (Teil 1)
Die folgenden Punkte bilden die Grundlage der Bildaufbereitung.
- Im ersten Schritt wird ein gutes Quellbild aufgenommen (scharfes Bild, hoher Kontrast).
Gibt es Punkte, die aufbereitet werden müssen, wird das Bild entsprechend modifiziert (Bildaufbereitungsfilter). - Typischerweise wird bei der Bildaufbereitung der Wert des mittleren Pixels einer Gruppe aus 3 x 3 Pixeln durch das gewünschte Ergebnis ersetzt, wobei verschiedene Koeffizienten auf die Dichtewerte der umgebenden Pixel angewendet werden.
- Eine sichere Prüfung ist gewährleistet, wenn man die Funktionsprinzipien der einzelnen Bildaufbereitungsfilter kennt und sie einzeln oder in Kombination so effektiv wie möglich auf den jeweils vorliegenden Fall anwendet.